Gewässersanierungen in der Kiesgrube Isingerode

Pressemitteilung des NABU Niedersachsen von März 2015

 

Schladen - Der NABU Niedersachsen hat pünktlich vor Beginn der Amphibiensaison vier Gewässer in der Kiesgrube Isingerode im Rahmen des Projektes LIFE-AMPHIKULT sanieren lassen.

 

Nachdem der Kiesabbau in dieser Grube Ende der 1980er Jahre eingestellt wurde, wurden vom damaligen Betreiber die vier Teiche im Rahmen verschiedener Renaturierungsmaßnahmen angelegt. Durch die fortschreitende Sukzession haben nach einem Vierteljahrhundert Birken, Weiden und Zitterpappeln die Gewässerufer erobert und sorgten durch den Laubeintrag für eine zunehmende Nährstoffanreicherung des Gewässergrundes. Durch die starke Beschattung waren die Gewässer als Fortpflanzungsstätten für Amphibien ungeeignet geworden.

Mithilfe eines hydraulischen Schneidwerks ("Woodcracker") entfernt Baugeräteführer Dennis Bystrek die gewässernahen Gehölze.

 

 

 

 

 

 

 

Mithilfe eines hydraulischen Schneidwerks ("Woodcracker") entfernt Baugeräteführer Dennis Bystrek die gewässernahen Gehölze.

 

Foto: Jennifer Wimmer

„Durch das Entfernen der Gehölze und das Ausbaggern der Teiche sollen die Lebensbedingungen für Amphibien wieder verbessert werden“, erläutert Jennifer Wimmer, die AMPHIKULT-Bauleiterin für den Bereich Südost-Niedersachsen, die Maßnahmen. „Das Okertal im Landkreis Wolfenbüttel zählt zum Verbreitungsgebiet der Wechselkröte. Diese Amphibienart ist mittlerweile in Niedersachsen vom Aussterben bedroht, deshalb haben Artenschutzmaßnahmen zu ihrem Erhalt oberste Priorität.“ Da es in der Gemeinde Schladen und Umgebung noch Populationen der Wechselkröte gibt, sind die Hoffnungen groß, sie nach der Gewässersanierung hier wieder nachweisen zu können.

Dasselbe Gewässer nach erfolgter Sanierung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dasselbe Gewässer nach erfolgter Sanierung

 

Foto: Jinnifer Wimmer

„Die Lebensbedingungen sind in der Kiesgrube für diese Art eigentlich ideal“, so Jennifer Wimmer, „als Steppenart benötigt die Wechselkröte einen sich rasch erwärmenden Sommerlebensraum mit möglichst offenen Bodenbereichen und geeigneten Tagesverstecken.“ Diese Bedingungen sind hier zusätzlich zu den Fortpflanzungsgewässern gegeben. Besondere Bedeutung kommt dabei einem Tümpel zu, der in heißen Sommern völlig austrocknen kann. NABU-Projektleiter Dr. Markus Richter hierzu: „Wenn ein Gewässer nach der Entwicklung der Kaulquappen im Spätsommer austrocknet, verhindert dies, dass sich potenzielle Fressfeinde der jungen Wechselkröten, wie Fische, aber auch die Larven großer Wasserkäfer oder Großlibellen hier langfristig ansiedeln können. Damit steigen die Chancen für eine erfolgreiche Reproduktion der gefährdeten Amphibienart.“

 

Zur Umsetzung der Maßnahmen hat der Baugeräteführer Dennis Bystrek der Firma Müller aus Ehra-Lessien zunächst rund 350 Gehölze im Bereich der Gewässer entfernt. Dazu kam ein hydraulisch angetriebener Schneidkopf („Woodcracker“) zum Einsatz. Dieser war an einem Raupenbagger mit besonders breiten Ketten und 10 Meter langem Ausleger befestigt, wodurch die schonendste Befahrung des gesamten Gebietes gewährleistet war. Nach dem Entfernen von Bäumen und Stubben wurden die Teiche und Tümpel ausgebaggert und zum Schluss auch die Ufer neu modelliert, so dass rechtzeitig zum Beginn der diesjährigen Amphibienwanderung auch Kammmolch und Knoblauchkröte sowie die häufigeren Arten Erdkröte, Grasfrosch, verschiedene Grünfrösche und weitere Molcharten von den Maßnahmen profitieren können.

 

Hervorzuheben ist auch die gute Zusammenarbeit mit der NABU-Kreisgruppe: „Für das Gelingen eines Projektes ist es stets wichtig, engagierte Mitstreiter vor Ort zu haben, die die notwendige Ortskenntnis besitzen, die Maßnahmenumsetzung mit begleiten und auch nachfolgend die Flächen betreuen“, betonte Dr. Markus Richter. Die örtlichen NABU-Mitglieder haben hier kräftig mit angepackt und die Arbeiten durch ehrenamtliche Rodung weiterer Bäume sowie Freistellung einer Uferschwalben-Steilwand und Anlage eines Erdanrisses für Solitärbienen unterstützt.

 

Im Rahmen der Effizienzkontrolle wird nun im Frühjahr und Sommer im Rahmen von LIFE-AMPHIKULT untersucht, welche Amphibienarten die vier sanierten Gewässer in der Kiesgrube Isingerode für ihre Fortpflanzung nutzen.

 

Hintergrund

 

Das Projekt LIFE-AMPHIKULT des NABU Niedersachsen läuft vom 1. Januar 2010 bis zum 31. Dezember 2015. „AMPHIKULT“ steht dabei für „Stärkung und Vernetzung von AMPHIbien in der KULTurlandschaft Niedersachsens“. Das Projekt wird in 20 Projektgebieten in neun Landkreisen in Niedersachsen durchgeführt. Es wird zu 50 Prozent von der Europäischen Union finanziert, weitere Mittel werden vom Land Niedersachsen, den Landkreisen Diepholz, Vechta und Schaumburg sowie der Region Hannover eingebracht. Wichtigste Maßnahme des Projektes ist die Neuanlage von Laichgewässern sowie die Sanierung bestehender Gewässer. Ziel ist die Schaffung von 350 Laichgewässern. Die Maßnahmen zielen auf die Arten Laubfrosch, Moorfrosch, Kleiner Wasserfrosch, Kreuzkröte, Wechselkröte und Knoblauchkröte ab.