ILE-Projekt “Integrierter Hochwasserschutz im Nördlichen Harzvorland“

Die Oker nördlich von Schladen.

Foto: Eckart Prause

Einführung in das Thema “Hochwasserschutz an der Oker (und Innerste)“

 

Seit dem Jahr 2010 haben sich unter der Federführung der Stadt Wolfenbüttel (Oker) und des Wasserverbandes Peine (Innerste) acht Kommunen zusammengetan, um gemeinsam ein sogenanntes “Integriertes Hochwasserschutzkonzept im Nördlichen Harzvorland“ zu erstellen.

 

Die Stadt Wolfenbüttel ist Projektträger für das Flussgebiet Oker, beauftragtes Planungsbüro ist die Firma Fugro in Braunschweig. Der Wasserverband ist Projektträger für das Flussgebiet Innerste.

 

Nach Vorstellung erster Maßnahmenentwürfe im März 2012 im Bau- und Umweltausschuss der Stadt wurden Anfang April 2012 die Maßnahmenvorschläge im Rahmen einer Vorabbeteiligung an verschiedene Träger öffentlicher Belange (TÖB) verschickt. Die Kreisgruppe des Naturschutzbund Deutschland (NABU) gab fristgerecht ihre Stellungnahme zu folgenden uns vorgelegten “Maßnahmenpaketen“ ab:

 

Flussgebiet Oker:

Maßnahmenpaket Nord (mit 4 Einzelvorschlägen)

Maßnahmenpaket Mitte (mit 7 Einzelvorschlägen)

 

Flussgebiet Innerste:

Maßnahmenbereich Baddeckenstedt (2 Einzelvorschläge)

 

Bilanz der Maßnahmenvorschläge:

Von insgesamt 13 Einzelvorschlägen stellen 11 Vorschläge Maßnahmen des rein technischen Hochwasserschutzes in Form von Rückhaltebecken mit Dammsperren bzw. Schutzmauern dar. Nur in 2 Fällen wurde eine Renaturierung kurzer Bachabschnitte (an Altenau und Ilse) angedacht, ohne weiter konkret zu werden.

 

Die hier vorliegende Stellungnahme des NABU Wolfenbüttel vom 04.05.2012 gibt Aufschluss über unsere Argumente gegen einen rein technisch orientierten Hochwasserschutz und beinhaltet unsere Kernforderung:

 

Renaturierung vor technischem Hochwasserschutz!

 

Den bisherigen Vorschlägen fehlt es nach unserer Auffassung vollkommen an der Integration von ökologisch weitaus sinnvolleren Maßnahmen zur natürlichen Wasserrückhaltung auf den Flächen der Einzugsgebiete und der Auen: Nutzung von naturgegebenen Retentionsmöglichkeiten, Schaffung von natürlichen Retentionsflächen durch Revitalisierung der Flussauen, Anschluss ehemaliger Altarme und vergleichbare Maßnahmen. Dazu zählt auch die ökologische Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in den Auenbereichen!

 

Weiterer Verlauf der Beteiligung:

 

Das Anschreiben der beiden Projektträger, das den Planungsunterlagen beigefügt war, eröffnete den TÖB in einer ausgesprochenen Einladung zu erweiterten Arbeitskreissitzungen zunächst die Perspektive, weiterhin am Diskussionsprozess beteiligt zu werden. Für das Flussgebiet Innerste war der Termin für einen solchen Runden Tisch auf den 21.05.2012 in Alt Wallmoden festgesetzt. Einen solchen Termin für das Flussgebiet Oker gab es leider nicht.

 

So blieb zunächst abzuwarten, welche Verbesserungs- und Alternativvorschläge aus den eingegangenen Stellungnahmen in der angekündigten Revision Berücksichtigung finden. Diese sollte laut Aussagen der Projektträger im 3. Quartal 2012 erstellt und anschließend der Öffentlichkeit präsentiert werden.

 

Lediglich ein Auszug aus dem bis Ende 2012 nicht fertiggestellten endgültigen Maßnahmenkatalog für die Oker wurde dem Umweltausschuss und dem Rat der Stadt im September 2012 zur Beratung vorgelegt. Dieser Auszug war dann auch die Grundlage für den zustimmenden Beschluss des Stadtrates über das Konzept im Oktober 2012.

 

Eine Bekanntgabe des endgültigen Maßnahmenkataloges ist bei uns Naturschutzverbänden auch bis Mitte März 2013 noch nicht erfolgt.

Der Text der Stellungnahme des NABU ist auf der nächsten Seite.

 

Die Stellungnahme als PDF

Zusammenfassender Bericht über die Aktivitäten der NABU-Kreisgruppe zum Thema “Hochwasserschutzkonzept“ für die Oker im Jahr 2012

 

Die Stadt Wolfenbüttel ist Projektträger für eine in 2011/2012 erstellte “Integrierte Hochwasserschutzplanung“ im Einzugsbereich der Oker für ein Gebiet, das vom Harzrand bis nach Wolfenbüttel reicht.

 

Zunächst haben wir nach Veröffentlichung der ersten Planungsergebnisse im April 2012 eine Stellungnahme dazu abgegeben. Im August 2012 hat der Vorstand unserer NABU-Kreisgruppe dann einen alternativen Vorschlag zum Thema “Hochwasserschutz“ an der Oker vorgelegt, weil dies nötig erschien. Hier haben wir die aus Naturschutzsicht unverzichtbare Erweiterung der Planungen um die naturnahe Entwicklung der Auen angeregt. Die Berichterstattung in der lokalen Presse hat diese Initiative nachhaltig unterstützt.

 

Unser Vorschlag wurde von den zuständigen Gremien mit Aufmerksamkeit und Interesse wahrgenommen. Wir konnten mit unserer Initiative erreichen, dass die Planer ihre mehr als 30 Einzelmaßnahmen an der Oker und ihren Nebenflüssen an der einen oder anderen Stelle zumindest teilweise auch mit natürlicheren Maßnahmen ergänzen bzw. anpassen wollen.

 

Darüber hinaus erhielten wir vom Sprecher des Steuerkreises, Herrn Memmert, die Zusage, uns weiterhin mit unseren Ideen aktiv einbringen zu dürfen. Auch die von uns vorgeschlagene Beantragung von finanziellen Mitteln aus der Förderrichtlinie “Gewässerentwicklung“ des Landes wurde als alternative und sinnvolle Ergänzung der bisherigen Mittelbeantragung befürwortet und in Aussicht gestellt. Inzwischen haben alle beteiligten ILE-Kommunen dem Wasserverband Peine die Aufgabe der Hochwasserschutzplanung übertragen. Somit befinden sich alle Zuständigkeiten in diesem Aufgabenfeld nun bei ihm.

 

Unter unserer Beteiligung ist Ende 2012 ein eigenständiger Arbeitskreis zur Vorbereitung von Maßnahmen der Gewässer- und Auenentwicklung ins Leben gerufen worden. Auf der ersten Sitzung wurden sogleich 6 Einzelmaßnahmen konkret benannt. Der Wasserverband Peine erhielt den Auftrag, hierfür sog. Maßnahmenblätter auszuarbeiten und die Beantragung zur Förderung der Planung für 2014 vorzubereiten.

 

Tatsache ist jedoch, dass im Maßnahmenkatalog auch weiterhin ein ganz deutliches Übergewicht des rein technischen Hochwasserschutzes vorherrscht. Und auch die bereits für 2013 mit hoher Priorität ausgewählten ersten 5 Maßnahmen sind zunächst alle nur aus diesem technischen Bereich.

 

Wann und wo in Zukunft die ersten naturnahen Entwicklungspläne für einzelne Auenbereiche konkret angegangen werden, bleibt zunächst noch offen. Diesen Prozess müssen wir durch Beharrlichkeit begleiten und möglichst beschleunigen. So wäre z.B. die Wiederherstellung einer naturnahen Okeraue unterhalb der Werla nördlich von Schladen ein absolutes Highlight. In Verbindung mit unseren Bemühungen um die Renaturierung der ehemaligen Absetzteiche der Zuckerfabrik könnte hier ein Gebiet von überragender Biotopqualität für eine Vielzahl von seltenen und bedrohten Pflanzen- und Tierarten entstehen!