05. August 2021
Die ganze Aktion funktioniert folgendermaßen: die Ökologische NABU-Station Aller/Oker (ÖNSA) berät interessierte Landwirtinnen und Landwirte zum Thema Feldhamsterschutz. Wenn sich hier herausstellt, dass es früher schon Vorkommen gab, Hinweise auf die unterirdischen Bauten vorliegen, es eventuell sogar Sichtungen der Tiere gegeben hat, lohnt sich eine systematische Kartierung.
Damit kommt die NABU Kreisgruppe Wolfenbüttel ins Spiel. Die meist ehrenamtlich tätigen Naturfreunde laufen mit Blickrichtung auf den Boden die Stoppelfelder oder Kleewiesen ab und suchen nach ca. sechs bis acht Zentimeter großen Löchern. Der deutlichste Unterschied zu Mauselöchern ist die Tiefe: Verschwindet der Zollstock mindestens 40 bis 60 cm im Loch, hat man mit sehr großer Sicherheit einen Feldhamsterbau gefunden. Wenn sich im Umkreis dazu noch weitere Löcher finden lassen, kann man durchaus auf einen aktiven, bis zu etwa 1m tiefen Sommerbau schließen. Eine Feldhamstermutter benötigt diverse unterirdische Hohlräume z. B. für den Futtervorrat oder als Wurfhöhle.
Am vergangenen Sonntag war es soweit. Es wurde die erste vielversprechende Fläche bei Hornburg erfolgreich abgesucht und es wurden mehrere klare Hinweise auf Feldhamster gefunden. Darüber hinaus wurden bei der Suche auch etliche Feldhasen gesichtet. Diese Feldbewohner setzen auf ihre Tarnung und warten in ihrer Sasse, bis die Menschen auf wenige Zentimeter an sie herangekommen sind und laufen dann spontan los, um sich bald wieder in die Deckung zu begeben. Außerdem kann man oft auch Rebhühner, Rehe und Greifvögel beobachten, auch Grabspuren von Füchsen oder Dachsen lassen sich mit offenen Augen entdecken. Jede Suche ist anders und spannend.
Unter den Feldbewohnern ist der Feldhamster jedoch in den letzten Jahren äußerst selten geworden. Durch die immer frühere Ernte, die teils ausgeräumten Agrarlandschaften, den flächigen Einsatz von Pflanzenschutzmittel und die sehr effizienten Erntemaschinen bleibt zu wenig Futter für die Tiere übrig. Oft reicht es weder für einen zweiten Wurf oder den überlebensnotwendigen Wintervorrat.
Damit der Feldhamster in naher Zukunft nicht ganz von unseren Felder verschwindet, braucht er die Unterstützung der Landwirtschaft! Der Feldhamster ist nämlich seit Jahrhunderten an die Landwirtschaft angepasst, das bedeutet auch er trägt durch seine Grabetätigkeit maßgeblich zur Bodenfruchtbarkeit bei. Zum Schutz des Feldhamsters muss die Bewirtschaftung der Flächen fortgesetzt werden, jedoch reichen einfache Hilfestellungen oft aus, wie z.B. eine hohe Ehrenernte bei einem kleinen Teil der Fläche. Hierbei verbleiben rund 5% des Getreides auf dem Feld und die längeren Halme bieten zusätzlichen Schutz vor Fressfeinden. Ein Schutzstreifen bestehend aus Luzerne und Wintergetreide, der nach der Ernte noch eine Weile stehenbleibt, erfreut ebenfalls den Feldhamster!
Wenn Sie Interesse haben, den NABU Wolfenbüttel bei der Feldhamstersuche zu unterstützen, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail.
Für Informationen zu Förderprogrammen (u.a. ein landkreiseigenes Schutzprogramm) und Schutzmaßnahmen wenden Sie sich an Nicole Feige von der ÖNSA.
Landwirtinnen und Landwirte, die neugierig sind, ob sich auf ihren Flächen Feldhamster aufhalten, können sich ebenfalls an die genannten Ansprechpartner wenden. Eine Feldhamstersuche auf den Ackerflächen ist im Sommer nur nach der Ernte und noch vor der ersten Bodenbearbeitung möglich. Eine weitere Möglichkeit, Feldhamster zu erfassen, ist Ende April/Anfang Mai.