Geplantes interkommunales

Großgewerbegebiet an der Autobahnkreuzung A2/A39 - Scheppau

Entwicklung eines modellhaften „grünen“ Gewerbegebietes am Autobahnkreuz A2/A39:

Schildbürgerstreich im Naturwald Elm-Lappwald, dort wo Till Eulenspiegel das Licht der Welt erblickte?

Kennen die Landkreise Wolfenbüttel und Helmstedt die Grenzen ihres Naturparks nicht mehr?

 

Fassungslos hat der Kreisverband des Naturschutzbundes (NABU) Wolfenbüttel von dem Vorhaben des Regionalverbandes Großraum Braunschweig erfahren, 186 ha für ein Großgewerbegebiet am Autobahnkreuz A2/A39 (Scheppau) vorzuschlagen.

Beschrieben wird das Vorhaben in einem Flächensteckbrief aus dem Konzept regionalbedeutsamer Gewerbestandorte (KOREG), einer Sammlung und Aufzählung von möglichen zukünftigen Gewerbestandorten im Großraum Braunschweig des Regionalverbandes.

Erschienen im Februar 2020, sind dort rund 45 mögliche Flächen durch kurze Steckbriefe hinsichtlich ihrer Größe, ihrer jetzigen Nutzung oder auch ihrer Eigentümerstruktur beschrieben.

Zuvor waren die Gewerbeflächen mit den Kommunen einvernehmlich abgestimmt worden. Diese sollten u.a. nach den Leitlinien einer nachhaltigen Flächenentwicklung ausgewählt werden.

 

Vor gerade einem Monat hat der Niedersächsische Landtag den Niedersächsischen Weg einstimmig beschlossen.

Wir fragen uns: Wo bleiben die Ziele, die Biologische Vielfalt und den Klimaschutz stärker in den Fokus zu rücken?

Biotopvernetzung spielt bei diesen Planungen dann beispielsweise nur noch in den anschließend erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen eine Rolle. Dann werden wieder Hecken gepflanzt und kleine Streuobstwiesen angelegt (die anschließend nicht gepflegt werden).

 

Auch bei noch so nachhaltiger Nutzung und schonendem Bauen zerstört die Versiegelung der Flächen die originäre Funktion des offenen Bodens mit den entsprechenden Verlusten für Natur und Landschaft.

Abgesehen davon halten wir das Vorhaben in Zeiten von zunehmender Bedeutung des Klimaschutzes für unverantwortlich.

 

Absolut unverständlich ist uns, das sich das geplante Großgewerbegebiet zu einem Drittel auf der Fläche des Naturparks Elm-Lappwald erstreckt, welcher 2011 ausgewiesen wurde.

Somit gehört er zu den naturschutzrechtlich besonders geschützten Teilen von Natur und Landschaft in Niedersachsen.

Dieser befindet sich außerdem auch noch inmitten des UNESCO - Global Geoparks Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen.

Beides wird gerne von den Helmstedter und Wolfenbütteler Kommunen für den Tourismus und die Naherholung beworben und angepriesen.

 

Erst Ende 2019 nahm das Land Niedersachsen nach 20 Jahren Pause die Förderung der Naturparke mit finanziellen Mitteln wieder auf.

In einer vom Niedersächischen Umweltministerium beauftragten Studie wurden die 14 in Niedersachsen beheimateten Naturparke hinsichtlich ihrer Strukturen, Leistungen und Perspektiven untersucht. Durch die verbesserte finanzielle Ausstattung sollen sie sich beispielsweise stärker für die Umweltbildung und die Bildung für Nachhaltige Entwicklung einsetzen. Wie dieser Auftrag mit der Ausweisung eines Gewerbegebietes auf der Fläche des Naturparks einhergeht, erschließt sich uns nicht.

 

Eine Anfrage bezüglich der flächenhaften Überschneidung von geplantem Großgewerbegebiet und Naturpark Elm-Lappwald an das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und auch an den Verband Deutscher Naturparke e.V. haben wir gestellt.

 

Cornelia Schilling, 07.12.2020